Ich hätte mir nie träumen lassen, eines Tages einen jüdischen Friedhof zu archivieren und dabei die Bekanntschaft mit unglaublich engagierten und herzlichen Menschen in „aller Welt“ zu machen. „Hereingerutscht“ trifft die Situation am ehesten. Eigentlich baten Harriet und Linda lediglich um Fotos der Grabsteine ihrer Vorfahren aus Langenschwarz.
Die Fotos waren nicht das Problem – eher die Zuordnung der Steine zu konkreten Personen, da die Inschriften als Volltext auf Hebräisch verfasst sind. Nach meinem Angebot, alle Grabsteine zu fotografieren, mit der Bitte sich „Hebräisch-Übersetzer“ zu suchen, kam die Idee auf, den gesamten Friedhof zu archivieren und weltweit interessierten Instituten und Organisationen zur Verfügung zu stellen.
Die Ereignisse überschlugen sich. Im September 2006 fotografierte ich alle 80 Grabsteine, im Oktober startete Harriet einen Aufruf via JewishGen, um ehrenamtliche Helfer zu finden und bereits Ende des Monats begann ein 3-köpfiges Übersetzerteam in Israel mit der Entzifferung der ersten Texte.
Im Abgleich mit den Eintragungen der „Synagogenregister der jüdischen Gemeinde Langenschwarz“ und den bereits vorhandenen Informationen aus den „Familienblättern“ meines Vaters Hans-Joachim, konnten wir täglich belegbare Zuordnungen von Grabsteinen zu verstorbenen Gemeindemitgliedern dokumentieren.
Der Zeitraum zwischen 1880 und 1911 erwies sich als recht schwierig, da die kontinuierliche Weiterführung der Synagogenregister - aufgrund der verpflichtend zu führenden Standesamtsregister – größere Lücken aufwies.
Nun darf ich voller Dank zurückblicken auf ein überwältigendes Archivwerk und eine grenzenlose und herzliche Teamarbeit zwischen Israel, Californien, Hawaii und Deutschland.
Ich möchte allen Beteiligten herzlich danken für unzählige Arbeitsstunden, Hilfestellungen, Ausdauer und Freundschaft. Toda raba me’od (hebr.: herzlichen Dank).
Prologue
Not in all my dreams would I have thought about archiving a Jewish cemetery, or to get in touch with unbelievably active and warm-hearted people all around the world. "Slipped in" seems to describe this situation mostly. Harriet and Linda begged for only a few photos of gravestones of their ancestors from Langenschwarz.
Taking photos wasn’t a problem – but figuring out which stone belonged to whom because all inscriptions were written in Hebrew, that was the problem. After I offered to take photos of each stone that could then be translated by anyone who knows Hebrew, the idea was born to index / archive the whole cemetery and to offer this to interested institutes and organizations all over the world.
The happenings went on very fast. I photographed all 80 gravestones in September 2006. Harriet had asked for help on the JewishGen website in October and at the end of the month three translators in Israel started translating the first inscriptions.
Comparing all translated files with the synagogue registry of the Jewish community of Langenschwarz and the information from the family-sheets of my father, Hans-Joachim, we were able to document which gravestone belonged to whom.
The time between 1880 and 1911 was difficult to put in order, because the documentation in the synagogue registries showed bigger holes.
Now I’m able to look back gratefully at an amazing and incredible archival work and a borderless and warm-hearted team between Israel, California, Hawaii, and Germany.
I want to say "thank you very much" to all team members for uncountable working-hours, help, and friendship. Toda raba me’od (Hebrew: thank you very much).
The printed version of Book of Rememberance is available at the community-office of Burghaun. Please contact our mayor, Mr. Alexander Hohmann, by his email hohmann@burghaun.de
Zuordnung der Grablagen
Die Zuordnung der Grablagen mit Steinen erfolgte anhand der Inschriften im Abgleich mit den Eintragungen des Sterberegisters (Synagogenbuch Langenschwarz).
Differenzen in Sterbe- bzw. Beerdigungsdaten zwischen Grabinschriften und Register-Unterlagen beruhen u.a. auf: - Verwitterungsspuren an den Steinen, - Schreib- oder Eintragungsfehlern auf Steinen oder Registerblättern - Datumsunterschieden zwischen christlichem und jüdischem Kalender (z.B. Datumswechsel im jüdischen Kalender: abends 08:00Uhr)
Die Zuordnung der Grablagen ohne Stein erfolgte anhand der verbleibenden, in Reihenfolge liegenden, Eintragungen des Sterberegisters (Synagogenbuch Langenschwarz).
Hieraus resultieren u.a. die folgenden Besonderheiten (siehe 2. Friedhofs-Karte, Seite 4):
- Markierung 1: Stein 46/59 (Moses Sichel) ist vermutlich versehentlich in der Reihe versetzt aufgestellt worden. Entsprechend des Sterbe-/Beerdigungsjahres ist die dazugehörige Grablage vermutlich zwischen x/85 und x/88 zu finden – die Grablage x46/59 lässt (laut Sterberegister) die Vermutung zu, dass hier Israel Stein beerdigt wurde. Ein Gedenk-Registerblatt ist dementsprechend an dieser Stelle im nachfolgenden Archiv eingefügt.
- Markierung 2: Die Kombination der 3 Grablagen lässt die Vermutung zu, dass – wiederum begründet in der zeitlichen Abfolge der Sterbe- und Beerdigungsdaten – die an den Postitionen 34/45 (Herz Sichel) und 35/46 (Alexander Rothschild) stehenden Steine versehentlich um je eine Grablage nach links „verrutscht“ sind, jedoch für Ruben Breitenbach (archiviert unter x/47) die erforderliche „Lücke“ zwischen den Steinen fehlt. Ein „Ringtausch“ würde die richtige Reihenfolge wieder herstellen.
- Markierung 3: Für die Grablage x/43 lässt sich keine konkrete Zuordnung treffen. In der Grabreihenfolge fehlt jedoch die unter Stein 78/116 beerdigte Marianne Rosenmeyer. Ich habe 3 mögliche Gründe für diesen Versatz – kann aber keine konkrete Aussage über Richtigkeit und Zutreffendes machen: --> der dazugehörige Stein wurde versehentlich an der falschen Stelle gesetzt (möglich) --> im Synagogenregister wurde ein Todesfall nicht dokumentiert (sehr unwahrscheinlich) --> im Wochenbett verstorbene Frauen wurden an einem anderen Platz des Friedhofs beerdigt, aufgrund „Unreinheit nach der Geburt / unkosher“ (somit bleibt die Grablage x/43 weiterhin nicht zuzuordnen)
Sicherlich bleiben in Reihenfolge und Zuordnung einige interessante Fragen offen, trotzdem konnte ich in den ersten 3 Grabreihen einen Großteil freier Grablagen konkreten Personen zuordnen, die mit Hilfe des Synagogenregisters belegt sind.
Vielleicht ist es aber auch nicht wichtig, wer an welchem Ort liegt, solange wir den verstorbenen Gemeindemitgliedern der ehemaligen jüdischen Gemeinde Langenschwarz gedenken und ihre Namen in Ehren halten.
Order of Burial-places
The allocation of graves – "belonging to whom" – was made through comparing inscriptions of the stones against documentation in burial registries of the synagogue's book of the Jewish community of Langenschwarz.
Differences in dates of death, burial dates on gravestone inscriptions, and registry documents, were based upon:
- weathering of gravestones - clerical mistake/error on stones or registry sheets - differences between Christian and Jewish calendar (f.ex. beginning of the new “jewisch day”: 08:00 o’clock p.m.)
The allocation “grave – belonging to whom” on burial-lairs without stones are based on the sequence in the synagogue’s burial registry.
Special notes (see 2nd cemetery map on page 4):
- Mark 1: Stone 46/59 (Moses Sichel) seems to stand accidentally one line behind the regular burial-lair. According to the sequence in years of death is the corresponding burial-lair probably to find between burial-lairs x/85 and x/88. The burial-lair x46/59 seems – according to burial registry – belonging to Israel Stein. Based on this assumption I added a rememberance-registry sheet in this place in the following archive.
- Mark 2: The combination of these 3 burial-lairs seems – also based on the chronology in dates of death / burial – to be a mistake in positioning of gravestones. Stone 34/45 (Herz Sichel) and stone 35/46 (Alexander Rothschild) should be places on position to the right to get the burial-lair for Ruben Breitenbach (archived in x/47; should lay between stones 34/45 and 33/44; for place x/47 is no documentation in the burial-registry). An “imaginary exchange in circles” would solve this problem.
- Mark 3: Burial-lair x/43 would – in sequence of the burial-registry – belong to Marianne Rosenmeyer (stone 78/116). There are three reasons for this mismatch – I can’t tell which might be the right one: --> the corresponding stone was by an oversight put on the wrong place (might be) --> someone forgot to archive a death in the synagogue registry (very implausible) --> the woman died in childbirth and was layed to rest on another place on cemetery, considered not “kosher” after giving birth.
Certainly there are left some interesting questions in sequences and orders, anyhow I was able to locate most of the burial-lairs of the 1st – 3rd grave-line by comparing them with the synagogue registry.But maybe it’s not as important to know who is laying where, as long as we remember the departed community members of the ancient Jewish community of Langenschwarz and cherish their names.
Yitgadal veyitkadasch schemey raba Be’olama di’vera chir’utey Veyamlich malchutey Ve’yatzmach purkaney vi’ykarev meschichey Bechayeychon u’veyomeychon U’vechayey di chol beyt yisrael Ba’agala u’vizman kariv ve’imru amen Yehey sch’mey raba mevorach le’olam u’le’olmey olmaya Yitbarach ve’yischtabch ve’yitpa’ar ve’yitromam ve’yitnasey Ve’yithadar ve’yit’aleh ve’yiythalal Sche’mey dikudscha b’rich hu Le’ela min kol birchata ve’schirata tuschbechata ve’nechemata Da’amiran be’olma ve’imru amen Yehey sch’lama raba min shemaya ve’chayim tovim Aleynu ve’al kol yisrael ve’imru amen O’seh schalom bimromav Hu ya’aseh schalom aleynu ve’al kol yisrael ve’imru amen.
Kaddish
Erhoben und geheiligt werde sein großer Name auf der Welt, die nach seinem Willen von Ihm erschaffen wurde - sein Reich erstehe in eurem Leben in euren Tagen und im Leben des ganzen Hauses Israel, schnell und in nächster Zeit, sprecht: Amen! Sein großer Name sei gepriesen in Ewigkeit und Ewigkeit der Ewigkeiten. Gepriesen und gerühmt, verherrlicht, erhoben, erhöht, gefeiert, hocherhoben und gepriesen sei der Name des Heiligen, gelobt sei er, hoch über jedem Lob und Gesang, jeder Verherrlichung und Trostverheißung, die je in der Welt gesprochen wurde, sprecht Amen. Fülle des Friedens und Leben möge vom Himmel herab uns und ganz Israel zuteil werden, sprecht Amen. Der Frieden stiftet in seinen Himmelshöhen, er stifte Frieden unter uns und ganz Israel, sprecht Amen.”
Kaddish
Glorified and sanctified be God's great name throughout the world which He has created according to His will. May He establish His kingdom in your lifetime and during your days, and within the life of the entire House of Israel, speedily and soon; and say, Amen. May His great name be blessed forever and to all eternity. Blessed and praised, glorified and exalted, extolled and honored, adored and lauded be the name of the Holy One, blessed be He, beyond all the blessings and hymns, praises and consolations that are ever spoken in the world; and say, Amen. May there be abundant peace from heaven, and life, for us and for all Israel; and say, Amen. He who creates peace in His celestial heights, may He create peace for us and for all Israel; and say, Amen.
Project-Team:
Koordination / coordination: Harriet Hoffman, Hawaii & Linda Schulein, California
Übersetzung / translation: Ellen Stepak, Israel & Jason Hallgarten, Israel & David Neustaedter, Israel